Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti*zze und Rom*nja
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Am 2.8.2019 fand in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau eine Gedenkzeremonie anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti*zze und Rom*nja statt. Vor 75 Jahren - in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 - wurde an diesem Ort das Lager, in dem Sinti*zze und Rom*nja inhaftiert waren, aufgelöst. Nachdem alle als arbeitsfähig eingestuften Gefangenen nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert wurden, ermordeten SS-Angehörige in der Nacht auf den 3. August 1944 die mehr als 4000 verbliebenen Rom*nja und Sinti*zze in Gaskammern – darunter vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen. Insgesamt wurden während des Nationalsozialismus 90% der europäischen Rom*nja und Sinti*zze (ca. 500.000 Menschen) ermordet. Jedes Jahr erinnern der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der Polnische Roma-Verband in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau an die Verfolgung und Ermordung der Sinti*zze und Rom*nja während des Nationalsozialismus. Wie jedes Jahr nahmen mehrere hundert Jugendliche im Rahmen der Jugendbegegnung Dikh He Na Bister - Roma Genocide Remembrance an der Gedenkveranstaltung teil. Unter ihnen waren auch Jugendliche von Amaro Drom und den lokalen Organisationen junger Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland. Weitere Fotos und Informationen zu den Redner*innen gibt es auf der Facebookseite von Amaro Drom sowie auf der Website des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. |
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Fotos © Rebecca Agnes
Herdelezi-Straßenfest 2019
Am 11. Mai 2019 fand das Herdelezi-Straßenfest von Amaro Foro in Neukölln statt. Nihad Nino Pušija hat das Fest in diesen wunderschönen Bildern festgehalten.


Diskriminierungsbericht des Roma Büro Freiburg
Das Roma Büro Freiburg hat einen Diskriminierungsbericht für das Jahr 2018 veröffentlicht
In Freiburg und Umgebung leben alteingesessen seit Generationen die Sinti mit ihrem „Platz“- Quartier im Stadtteil Weingarten - und Roma zumeist Kriegsflüchtlinge der 90iger und 00er Jahre aus dem ehemaligen Jugoslawien viele noch in den Flüchtlingslagern. „Gastarbeiter“- Roma der 60/70iger Jahre, wie es relativ viele zB in NRW gibt, gibt es im schon seit 100 Jahren deindustrialisierten Freiburg nur wenige wie auch rumänische und bulgarische Roma, letztere arbeiten zumeist in der Saison-Landwirtschaft und in Sex-Dienstleistungen. Die Sinti sind deutsche Staatsbürger und zumeist evangelikal, die Roma oft Moslems weniger Orthodox und meist in unsicherem Status zwischen Duldung und Aufenthalt darunter viele, die abschiebungsgefährdet sind. Die Roma/Sinti Community zählt insgesamt rd. 2500 in Freiburg und Regio - davon rd. die Hälfte unter 20 Jahre. Viele halten sich als Rom bedeckt und outen sich nicht, weil sie die Diskriminierung als „Zigeuner“ vermeiden wollen. In Europa sind die Sinti und Roma mit 8-10 Mio. die größte Minderheit – ein Volk so groß wie beispielsweise Belgien aber verstreut als Minderheit in allen europäischen und darüber hinaus in fast allen Staaten der Welt.
Diskriminierung und Rassismus gegenüber Sinti und Roma ist alltäglich, bis heute, und eine lange Geschichte in Deutschland. Ihr bisheriger Höhepunkt ist der Völkermord während der NS-Zeit. 2018 führte das Roma Büro Freiburg ein Projekt zum Themenkomplex Diskriminierung durch. Eine Gruppe aus Sinti und Roma sammelte das Jahr über Fallberichte, machte Interviews in ihren Milieus und bei Experten, besprach diese in Gesprächsrunden, zog daraus Resümees und begann zu versuchen Gegenstrategien zu entwickeln. Uns geht es um die subjektiven Erfahrungen in rassistischen Vorfällen – um die existenzielle Innensicht – der Individuen und nicht um erfahrungsleere Begriffsakrobatik über Antiziganismus.
Erfahrungsleer sowohl von Seiten der Sinti und Roma (als Objekte) als auch von den von den Rassismus-Erfahrungen der zumeist weißen Schreiber (der Subjekte). Dieser Abstraktionsweg scheint uns nur ein Versuch zu sein, die eigene (Ohn)Macht (weg) zu rationalisieren. Sie sagt nicht, wo man/frau selbst steht - trotz bzw. gerade wegen aller Argumentgebirge und IdeologieGewolke bleibt ja die einzelne Person unsichtbar und körperlos. Die Geschichten fehlen und der Mut zu (mit)fühlen. Diskriminierung und Rassismus gilt ihnen als eine Art Vorurteil, ein Problem des Bewusstseins, welche durch Bildungsprogramme und Sprachkorrekturen therapiert wird bis hin zur Sprachpolizeilichen Überwachung. An diskriminierender Körpersprache und Haltung, an den räumlichen Ausgrenzungspraktiken mit draus folgenden Hierarchisierungen hat sich aber so nichts verändert – trotz langjähriger Bewusstseinsarbeit, 1 Meter Geschriebenem und Zeigefinger Sprachkorrektur - außer dass nun auch der vorletzte Verwaltungsangestellte mit hämisch ironischem Unterton von „Sinti und Roma“ spricht und weiterhin Zigeuner meint.
In diesen vielen, vielen Fallberichten zu Diskriminierung, die wir teilweise zusammen-gefasst haben andere auch nicht abdrucken, kommt eine schwarze Schattenwelt unserer heutigen Gesellschaft ans Licht, die still und leise den Zusammenhalt unserer Gesellschaft vergiftet. Diese Diskriminierungs-Wirklichkeiten werden bis heute öffentlich zumeist beschwiegen. Aber diese Schattenwelten sind nicht unsere GanzSicht auf die heutige Gesellschaft – es gibt daneben genauso die positiven Geschichten, Momente und Entwicklungen so auch, dass wir diesen Bericht überhaupt veröffentlichen können, gefördert vom Bundesprogramm „Demokratie leben“.
Dieses Projekt führen wir 2019 fort, nur wird es dazu keine Broschüre geben können sondern nur ein online pdf-Dokument, weil uns die Fördersummen um die Druck und Satzkosten gekürzt wurde. Wir danken allen die daran mitgewirkt haben.
Auf Wunsch der meisten werden die Interview-Zitate allgemein anonymisiert: S für Sinti – R für Roma (bei Roma: EU-R = EUBürger; D für Duldung 6 für wieviel Monate/ A für Aufenthaltsstatus) m/w ; k = Kind, j= Jugendl. e= Erwachsen).
Der Bericht ist zusammengefasst und geschrieben von Madeleine Reinhardt und Tomas Wald.
Veranstaltung von Carmen e.V. zum Welt-Rom*nja-Tag
Unser Landesverband der Internationale Kultur und Sport Verein der Roma „Carmen e.V.“ wird auch in diesem Jahr anlässlich des Welt-Rom*nja-Tages, der am 8. April weltweit gefeiert wird, eine Veranstaltung organisieren. Die Veranstaltung trägt wie im letzten Jahr den Titel "Sprecht mit uns, nicht über uns".
Wir trauern um Djevdet Berisa
Wir trauern um Djevdet Berisa
Unser langjähriger Mitstreiter und Freund Djevdet Berisa ist nach schwerer Krankheit im Alter von 49 Jahren viel zu früh gestorben. Djevdet kam ursprünglich als Flüchtling aus Serbien und ist einer der Pioniere der Selbstorganisation von Rom*nja in Deutschland - bereits 1999 gründete er den Verein Romane Anglonipe ("Roma voran"). In den folgenden Jahren erreichte seine Arbeit einen hohen Bekanntheitsgrad und er setzte sich insbesondere für ein Bleiberecht von Rom*nja in Deutschland und den Kampf gegen Antiziganismus ein. Djevdet unterstützte außerdem weitere Vereine bei der Gründung und dem Aufbau von Strukturen und war Mitglied bei Amaro Drom e.V.
Neben seinem vielfältigen und unermüdlichen Engagement in Niedersachsen, war das Eintreten für die Interessen junger Rom*nja und Sinti*zze Djevdet ein besonderes Anliegen. Mit der Gründung unseres Landesverbandes „Ternengo Drom e Romengo- Roma-Jugendliche in Niedersachsen e.V.“ leistete er einen wichtigen Beitrag zur bundesweiten Vernetzung und Unterstützung junger Rom*nja und Sinti*zze. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.
Djevdet, der Kampf geht weiter!
Im Namen des gesamten Bundesverbandes von Amaro Drom e.V.
Geschäftsführer Merdjan Jakupov

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